Die Allergietest-Test!
In meinem Buch “Allergien revolutionär” schreibe ich im Detail über die wahren Ursachen von Allergien und was wir dagegen tun können. Da das Buch ohnehin schon sehr umfangreich ist, haben es einige Informationen nicht mehr in die Buchform geschafft – hier also die Detailinformationen zu den verschiedenen Testverfahren von Allergien und Unverträglichkeiten.
Die Haut ist gerötet, der Bauch grummelt, die Nase rinnt oder die Augen jucken – bei solchen Beschwerden ist der Weg zum Allergietest nicht weit. Doch welches Testverfahren ist empfehlenswert?
Das Testproblem
Ein Allergietest, am besten im Labor – das klingt eindeutig und klar. Erwartet man aber auch eindeutige Ergebnisse, wird man oft enttäuscht. Denn einen allumfassenden Allergie- oder Unverträglichkeitstest gibt es nicht und es ist gar nicht so einfach, sich im Test-Dschungel zurechtzufinden. Dazu kommt, dass die Tests nicht immer richtige Ergebnisse liefern und man danach auch nicht viel schlauer ist als vorher.
Gekocht ist nicht roh.
Dass die Tests nicht immer zuverlässige Resultate liefern, liegt u.a. daran, dass die meisten Allergen-Extrakte zu Testzwecken aus dem rohen Nahrungsmittel hergestellt werden. Verspeist werden die Allergene aber meist gekocht (oder verarbeitet) und das hat einen enormen Einfluss auf die Reaktion.(1) Zudem ist das wahre Leben nicht einfach auf ein Labor übertragbar. Die Kombination der Nahrungsmittel im Alltag hat mit der Einzeltestung oft nicht viel gemeinsam. Es ist möglich, dass der Körper auf einen Extrakt anders reagiert als auf ein im Alltag verzehrtes Nahrungsmittel, in dem noch andere Substanzen vorkommen (und leider oft auch künstliche Zusatzstoffe).
Wenn der Darm zu viel durchgehen lässt...gibt´s Probleme!
Viele Anbieter von Tests berücksichtigen die “Logik des Darms” nicht. Denn bei einer durchlässigen Darmwand reagiert der Körper von Haus aus viel gereizter auf…alles. Der Test auf Darmdurchlässigkeit (Intestinal Permeability Assessment) wäre also oft ein guter Anfang. Denn bei einem sogenannten “Leaky-Gut-Syndrom” führen bestimmte Substanzen in dem Fall immer zu Problemen. Wie beispielsweise Gluten (Gluten hat leider die unpraktische Eigenschaft, dass es den Zonulin-Gehalt erhöht, also die Darmdurchlässigkeit fördert).
Vermutet man eine Allergie oder Unverträglichkeit, wäre es also auf jeden Fall gut zu wissen, wie es um die Darmflora und die Darmwände bestellt ist, bevor man sich in andere Testbereiche vorwagt.
Denn eine Darmflora, die völlig aus dem Lot ist, wird zwangsläufig zu Problemen bei Verdauung, Aufspaltung und Aufnahme der Nahrung führen. Ist die Darmflora wieder repariert, verträgt man dann auch klarerweise mehr Nahrungsmittel als vorher.
Nachfragen: Was wird genau gemessen?
Generell ist bei den Testverfahren wichtig zu unterscheiden, ob sie eine allergische Sensibilisierung (z.B. IgE-Wert im Blut) oder eine Intoleranz auf bestimmte Stoffe messen. Auch wenn sich die Symptome oft ähneln, so sind dabei im Körper unterschiedliche Prozesse am Werk. Eine Allergie kann im Schlimmstfall zu einem anaphylaktischen Schock und Kreislaufversagen führen, während eine Unverträglichkeit zwar (oft unglaublich) beschwerlich, aber kaum lebensgefährlich ist. Wie auch immer das Ergebnis eines Allergietests ausfällt, man sollte es trotzdem mit Vorsicht und mit Menschenverstand genießen. Bei unklaren oder auffälligen Befunden ist es immer ratsam, diese zu wiederholen, vor allem wenn sie zu den eigenen Erfahrungen nicht so recht passen.
Die zuverlässigsten Vier.
Nicht alle Tests bringen wirklich das, was sie versprechen. Was sich aber gut und ziemlich zuverlässig per Labortests nachweisen lässt, sind folgende Parameter, wobei es sich dabei streng genommen um keine Allergietests handelt:
-
- Darm-Durchlässigkeit (Intestinal Permeability Assessment)
- Lactose-Intoleranz
- Fructose-Intoleranz
- Histaminunverträglichkeit
Hat bei einem oder mehreren der oben genannten auffällige Ergebnisse, dann ist mit ziemlicher Sicherheit die Darmflora so durcheinander, dass es der Körper nicht schafft, genug Enzyme zur Aufspaltung der Nahrung zu produzieren. Ist das der Fall, verträgt man logischerweise eine Reihe von Nahrungsmitteln nicht (mehr) gut, weil die Verdauung einfach nicht entsprechend funktioniert.
Klassische Testverfahren.
Zu den klassischen Allergietests zählen: Der Haut-Test (Prick-Test) und die Messung der IgE-Werte im Blut. Beide zeigen genau genommen (nur) an, dass eine Sensibilisierung vorliegt (man kann aber auch auf etwas sensibilisiert sein, ohne Beschwerden zu haben). Passt aber die Substanz, auf die man sensibilisiert ist, mit dem Auftreten der Symptome überein, so ist das ein sehr guter Hinweis!
Für die Testung von Nahrungsmitteln ist der Haut-Test aufgrund oft falscher Ergebnisse nicht unbedingt empfehlenswert. Im Grunde ist das auch logisch, weil wir nunmal nicht über die Haut essen, sondern über den Verdauungstrakt. Kein Wunder also, dass die Haut mitunter seltsam reagiert, wenn sie nicht nur verletzt, sondern mit Nahrungsmitteln traktiert wird. Mehr dazu lest Ihr im dazugehörigen Artikel.
Für Nahrungsmittel ist also ein Blut-Test vorteilhafter, wobei beim IgE-Test oder auch bei der neueren und viel praktischeren Mikrochip-Diagnostik nur IgE-vermittelte Allergien gezeigt werden.
Es gibt aber viele Fälle, da zeigt sich bei einer bestehenden Allergie kein erhöhter IgE-Wert im Blut. Und auch Unverträglichkeiten lassen den IgE-Wert vollkommen kalt. Das heißt, auch ein negativer IgE-Test ist kein Freischein, dass man sicher alles verträgt. Ist aber der allgemeine oder auch ein spezifischer IgE-Wert (z.B. auf Weizen oder Milch) erhöht, dann ist das betreffende Nahrungsmittel für das Immunsystem ein großer Störfaktor und sollte vermieden werden.
Der IgE-Test kann viel, aber auch nicht alles...
Leider sind die IgE-Tests mit einer nicht zu vernachlässigenden Rate falsch positiver oder falsch negativer Ergebnisse behaftet. (2)(3) Manchmal lohnt es sich deshalb, den Test zu wiederholen. Und wie gesagt, es gibt auch erwiesene Allergien, die den IgE-Wert nicht steigern (Non-IgE-Mediated-Food-Allergy oder auch das FPIES, Food Protein Induced Enterocolitis Syndrome).
Zusammen mit einer genauen Anamnese und gezielter Beobachtung kann der IgE-Test aber wichtige Hinweise liefern, ob eine Allergieneigung besteht. Bekommt man nach dem Trinken von Milch Ekzeme auf den Händen und zeigt der IgE-Test eine Sensibilisierung auf Milcheiweiß, sollte man mit Sicherheit auf Milcheiweiß verzichten.
Nachteil des IgE-Tests ist, dass nur eine beschränkte Anzahl von Allergenen auf Kassenkosten getestet werden kann. Eine Alternative zum klassischen IgE-Test ist deshalb die noch relativ neue Mikrochip-Diagnostik, bei der mit nur sehr wenig Blut über 100 Allergene gleichzeitig getestet werden können. Gerade bei Kindern ist das eine enorme Erleichterung, auch wenn der Test aus eigener Tasche bezahlt werden muss und 300-400 Euro kostet.
Und alternative Testverfahren?
Aufgrund der Einschränkungen und nicht immer eindeutigen Ergebnisse der klassischen Testverfahren, mischen mittlerweile auch andere Testmethoden mit.
Hier die bekanntesten mit genaueren Beschreibungen – denn auch da gibt es einiges zu beachten und je nach Anliegen sind sie nicht unbedingt empfehlenswert. Der Teufel steckt wie immer im Detail 😉
-> IgG-Test
-> Die kinesiologische Austestung
-> Bioresonanz
Das eigene Labor.
Will man wissen, ob man gegen Insektengift allergisch ist, wird man um den IgE-Test oder die Mikrochip-Diagnostik nicht umhin kommen. Bei anderen Allergien und Unverträglichkeiten, wie beispielsweise auf Nahrungsmittel, kann man die Übeltäter aber – und oftmals sogar am zuverlässigsten – selbst entlarven.
Bei Nahrungsmitteln ist es hilfreich, sich genauer zu notieren, was, wie und wann man verspeist hat und wie man sich sonst an diesem Tag gefühlt hat. Denn oft spielen ja mehrere Faktoren zusammen. Eine etwaige Auslassungsdiät oder auch eine Reiskur nach der TCM, nach der man langsam wieder bestimmte Nahrungsmittel einführt und die Reaktionen beobachtet, bringt sehr viel Klarheit. Über 3-10 Tage nimmt man eine sehr eingeschränkte Kost zu sich, um dann nach und nach weitere Nahrungsmittel zu testen. Durch ein solches “Ernährungs-Reset” setzt man den inneren Körpercomputer quasi neu auf und kann dann die Reaktionen viel besser einordnen. Eine genaue Anleitung zu einer solchen Auslassungsdiät und Darmkur findet Ihr in meinem Buch “Allergien revolutionär“.
Liebes Allergie-Tagebuch...
Das Führen eines Tagebuchs funktioniert in etwa so: Man notiert kurz und bündig, aber dafür täglich, die aufgenommenen Getränke/Nahrungsmittel/Medikamente sowie das Auftreten der Beschwerden bzw. den Zustand des Wohlbefindens. Es können ruhig auch ein paar Worte zum Schlaf und allgemeinen Wohlbefinden an diesem Tag mit notiert werden. Beispielsweise: Stress in der Arbeit, besondere Stress-Faktoren, Freude über einen Erfolg, toller Sex…was auch immer gerade an dem Tag passiert ist und wichtig erscheint. Alle ärztlichen Interventionen, wie zum Beispiel Zahnarztbesuche, Infusionen, Impfungen, Operationen, Einnahme von homöopathischen Globuli und so weiter sollten auch notiert werden.
Es ist auch ratsam sich Gedanken zu machen, wann bestimmte Beschwerden zum ersten Mal aufgetaucht sind. Was hat sich rund um diese Zeit noch so alles verändert?
Ein wenig Detektivarbeit zum eigenen Körper ist also gefragt – aber dann weiß man zumindest, woran man ist (und spart sich eventuell eine Reihe von teuren, aber nicht immer aussagekräftigen Tests).
Literaturangaben.
- Detection of IgE, IgG, IgA and IgM antibodies against raw and processed food antigens. Vojdani, Aristo. 22, 2004, Nutrition and metabolism, Bd. 6.
- Isabelle Guillou, Arne Schäffler, Markus Escher. Medizin für Heilpraktiker. Haug, 2012.
- Wood RA, Segall N, Ahlstedt S, Williams PB: Accuracy of IgE antibody laboratory results. Annals of Asthma, Allergy and Immunology, 2007, 99 (1)